Bergsteigen mit der Sektion Böblingen


Wo für einen normalen Bergwanderer die Wege zu engen Steigen werden und der Abgrund nahe an den Steig rückt, wo Schneefelder oder Gletscher das Weitergehen verhindern, wo Fels nur noch mit Hilfe von Seilsicherung oder Fixseilen überwunden werden kann, beginnen die Aktivitäten des Bergsteigens. Absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, Orientierungfähigkeit und viel Erfahrung sind ab hier gefragt. Das Bergsteigen hatte seine Geburtsstunde schon sehr früh, nämlich 1336 durch die Besteigung des Mont Ventoux, einem Berg, der heute zu den legendärsten Gipfeln der Tour de France gehört. Klettern im alpinen Gelände oder an Fixseilen (Klettersteige, "Via Ferrata"), Hochtouren (in Firn und Eis), Skihochtouren, Schneeschuhtouren im alpinen Gelände, Höhenbergsteigen (Expeditionsbergsteigen) und alpines Trekking sind die Bergsportaktivitäten, die man als Bergsteigen oder auch Alpinismus bezeichnet.

Winterliche Wiese vor der Alpe MelködeEinmal gelernt und zum Glück nie anwenden müssen. Wer weiß noch, was er vor Jahren im Erste Hilfe Kurs für den Führerschein gelernt hat? Und wer kann das in einer in stressigen Notsituation auch noch umsetzen?

Dieses "Problem" trifft auch uns im Bergsport. Aus diesem Grund haben wir uns am 18./19. Februar 2012 auf der Schwarzwasserhütte im Kleinwalsertal getroffen, um unseren Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in der Lawinenverschüttetensuche aufzufrischen.

Beim zweiten Thema dieses Wochenendes - naturverträgliche Wintertouren - ging es darum, unsere Mitglieder dafür zu sensibilisieren, dass wir in den Bergen nicht alleine sind. Die - nicht schlafende - Tierwelt ist im Winter besonders harten Bedingungen ausgesetzt. Eine Störung durch uns Menschen kann für diese oft fatale Folgen haben.

Aber, fangen wir bei der Anfahrt, bzw. der Planung der Anfahrt an. Die Tage vor dem Wochenende waren von heftigem Schneefall am Alpenrand geprägt. Das Kleinwalsertal war sogar zeitweise auf Grund von Lawinenabgängen nicht erreichbar. Die Lawinenwarnstufe pendelte zwischen 4 und 5. Keine gute Aussichten.

Zum Glück beruhigte sich die Lage bis zur unserer Abfahrt und das Kleinwalsertal war wieder erreichbar. Blieb die Lawinenwarnstufe. Die war weiterhin auf 4 und die Windrose, mit deren Hilfe die gefährlichen Hangausrichtungen angezeigt werden, war komplett Schwarz. Nach Prüfung der Geländeform auf dem Zustieg zur Hütte und einem Anruf auf der Hütte, um zu klären, ob diese wieder zugänglich ist, entschieden wir uns zu fahren. Ob wir von der Hütte aus Touren machen können, würden wir dann vor Ort entscheiden.

Eine gute Entscheidung!

SchneebrettWährend des Aufstiegs am Samstag, von der Talstation der Ifen-Bahn, hatten wir hervorragendes Wetter. Der viele Neuschnee der letzten Tage hatte die Landschaft unter einem weißen Teppich begraben. Links und rechts des gespurten Wanderweges war unberührte Winterlandschaft. Aber auch die Spuren der Lawinenabgänge der vergangenen Tage.

So auch der Abgang hinter der Alpe Melköde, der den Zugang zur Schwarzhütte versperrt hatte. Ein schönes Beispiel für ein Schneebrett und eine gute Stelle für die erste Theorieeinheit in Lawinenkunde.

Zeit ist Leben und Übung macht den Meister!Fernsteuerung für die Pieps LVS-Übungsanlage

Die größte Gefahr für einen Verschütteten ist das Ersticken. Daher muss ein Verschütteter so schnell wie möglich gefunden und ausgegraben werden. Bei einer Verschüttungsdauer von über 15 Minuten sinken die Überlebenschancen drastisch.

Das Suchen haben wir an der Schwarzwasserhütte ausgiebig geübt. Die hier vergrabene Übungsanlage von Pieps erlaubt ein vielfältiges und praxisnahes Übungsprogramm, dass auch für Gruppen geeignet ist. Dazu sind mehrere Sender dauerhaft an verschiedenen Stellen und verschiedenen Tiefen im Schnee vergraben. Diese können mit Hilfe einer Fernbedienung einzeln aktiviert werden. Es läßt sich also auch eine Mehrfachverschütteten-Suche simulieren. Wenn ein Sender von einer LVS-Sonde getroffen wird, dann wird dies, zusammen mit der vergangenen
Suchzeit, auf der Fernbedienung angezeigt.

Diese Übung zeigte den Teilnehmern, wie wichtig es ist, im Notfall seine Ausrüstung zu beherrschen. Hier besonders das LVS-Gerät, dessen - erfolgreiche - Nutzung regelmäßiges Üben erfordert.

...Kriemhild eilt zur Hilfe

LVS-Suche - Feinsuche des Verschütteten

 

 

 

 

 

 

 

Wir sind nicht alleine - unsere Nachbarn im Berg-Winter.

Nicht alle Wildtiere verbringen den Winter im Schlaf. Die aktiven Tiere finden aber nur noch wenig Nahrung. Um Energie zu sparen, müssen diese Ihr Aktivitäten auf das Nötige einschränken. Daher halten sie sich meist dort auf, wo sie noch Nahrung finden und zugleich auch Deckung vor ihren natürlichen Feinden haben. Störungen durch den Menschen oder einen Hund führen in der Regel zur Flucht. Die dabei verbrauchte Energie ist im Winter aber nur sehr schwer zu ersetzen. Häufige Störungen durch uns Menschen können Wildtiere so stark schwächen, dass diese verhungern. Daher
gilt es die Bereiche, in denen Wildtiere im Winter aktiv sind, im Winter zu bestimmten Zeiten zu meiden.

Dies war das Thema nach dem Abendessen. In einem kleinem Vortrag wurde über das Leben der Wildtiere im Winter und wie wir uns dabei verhalten sollen erzählt. Hierbei geht es nicht um Verbote, sondern um das Verständnis um das Verhalten und die Bedürfnisse der Wildtiere im Winter.

Mit diesem Wissen und der entsprechenden Rücksichtnahme sind Touren im winterlichen Gebirge möglich, ohne die Wildtiere zu stören.

Hinweisschild Schutzzone

Ausgenommen natürlich die ausgewiesenen Schutzzonen. Diese sind zu meiden.

Am Sonntag war es mit dem schönen Wetter leider schon wieder vorbei. Leichter Schneefall begrüßte uns am morgen. Und da die Lawinenwarnstufe war nach wie vor schlecht war, beschlossen wir, nach einem gemütlichen
Frühstück, abzusteigen.

 

 

 

Auf der große Wiese vor der Alpe Melköde machten wir noch ein paar LVS-Übungen mit LVS-Suche - Punktortung

unseren eigenen LVS-Geräten. Dieses Mal übten wir auch das Ausgraben eines Verschütteten mit Hilfe eines vergrabenen Rucksacks mit einem aktiven LVS-Gerät darin (die Sender bei der Schwarzwasserhütte dürfen nur sondiert und nicht ausgegraben werden).

Das Ausgraben unter Zeitdruck war eine Herausforderung und willkommene Abwechslung zum warm werden. Schnee kann ganz schön schwer sein, wenn man schnell circa 1,5m tief graben muss. Zur Freude aller, konnte der Rucksack erfolgreich innerhalb der kritischen 15 Minuten gerettet werden.

 

 

Schneeprofil grabenZum Abschluss haben wir noch ein Schneeprofil gegraben und erläutert, wie sich die Schneedecke zusammensetzt und was man daraus lesen kann.

 

 

 

 

 

 

 

 

Trotz des schlechten Wetters hatten wir zwei schöne Tage und konnten unseren Mitglieder wieder fit machen im Umgang mit den LVS-Geräten und Tipps für naturverträgliche Wintertouren geben.

Diese Tour werden wir 2013 wiederholen. Denn, üben ist wichtig!

Abends auf der Schwarzwasserhütte

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