Bergsteigen mit der Sektion Böblingen


Wo für einen normalen Bergwanderer die Wege zu engen Steigen werden und der Abgrund nahe an den Steig rückt, wo Schneefelder oder Gletscher das Weitergehen verhindern, wo Fels nur noch mit Hilfe von Seilsicherung oder Fixseilen überwunden werden kann, beginnen die Aktivitäten des Bergsteigens. Absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, Orientierungfähigkeit und viel Erfahrung sind ab hier gefragt. Das Bergsteigen hatte seine Geburtsstunde schon sehr früh, nämlich 1336 durch die Besteigung des Mont Ventoux, einem Berg, der heute zu den legendärsten Gipfeln der Tour de France gehört. Klettern im alpinen Gelände oder an Fixseilen (Klettersteige, "Via Ferrata"), Hochtouren (in Firn und Eis), Skihochtouren, Schneeschuhtouren im alpinen Gelände, Höhenbergsteigen (Expeditionsbergsteigen) und alpines Trekking sind die Bergsportaktivitäten, die man als Bergsteigen oder auch Alpinismus bezeichnet.


So zumindest war die Tour ausgeschrieben. Wer konnte ahnen, daß Petrus ausnahmsweise schon Ende Oktober die ersten polaren Luftmassen nicht nur nach Deutschland sondern auch über den Alpenhauptkamm schickt.

Auch dort war bei unserer Ankunft alles in frischem Weiss gestrichen. Die Alm haben wir am Abend gerade noch vor den ergiebigen Schneefällen erreicht. Wir sind an diesem winterlichen Herbstabend noch kurz zur Nachbaralm spaziert um nach der langen Fahrt und vor dem Abendessen unsere Beine zu bewegen.



Der erste Tag

Ca. 20 cm Neuschnee führen zu einer Programmänderung. Nicht Gipfeltour, sondern Almenrunde mit Wallfahrtsort ist angesagt. Die Hälfte der Gruppe hat in weis(s)er Voraussicht Schneeschuhe mitgebracht und geht vorneweg, sodaß die anderen bereits in bequemer Spur folgen können. Der tief verschneite Wald gepaart mit Sonne und blauem Himmel zaubert ein Lächeln in die Gesichter.

Im Märchenwald.

Der Steig ist unter diese Bedingungen eigentlich zu kurz, aber die erste Alm liegt schon auf einerweissen Wiese vor uns und lädt zu einer ersten Einkehr.

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Und keiner wehrt sich gegen eine erste Rast neben blühenden Blumen unter weisser Schicht. Nach der ersten Pause folgt ein kurzer Aufstieg der Kreislauf und Betriebstemperatur in unerwartete Höhen bringt.

Wir erreichen mit ca 1700m den höchsten Punkt des heutigen Tages. Ab jetzt geht es auf breitem Forstweg in Richtung Maria Weissenstein, dem größten Wallfahrtsort Südtirols. Mehrfach bleiben wir mit strahlenden Augen stehen um die Aussicht auf Latemar, Rosengarten und Schlern zu geniessen.

Rechtzeitig zur Mittagszeit kommen wir in Maria Weissenstein an. Wir sind nahezu alleine, lediglich der große Parkplatz lässt ahnen was hier los sein kann. Nach dem Essen besichtigen wir noch die Kirche und kehren dann zurück in den stillen tief verschneiten Wald. Nächstes Etappenziel ist die Schönrast-Alm die wir am Vorabend bereits kennengelernt haben und im Jahr 2008 als die Schönste in ganz Südtirol gekürt wurde.

Auch die Maronentorte oder die Haustorte wären eine Auszeichnung wert.

Die letzten Meter zurück zum Quartier sind in Wind und Abendsonne bereits empfindlich kalt und wir freuen uns auf die warme Stube und das Essen. Für dieses wurde übrigens laut augenzwinkernder Auskunft von Seniorchef Heini das Rind Yolanda zerlegt.



Der zweite Tag

Der Schnee liegt bei ca minus 5 Grad immer noch, aber die Sonne sorgt schnell für angenehme Temperaturen.

Heute steht die geologische Wanderung durch die Bletterbachschlucht auf dem Programm. So wirklich

gerechnet haben die Mitarbeiter im Infozentrum bei diesen Wetterverhältnissen nicht mit uns. Aber Luisa unsere Begleitung freut sich auf die Möglichkeit wenigstens den oberen und weniger tief eingeschnittenen Teil der Schlucht bei Schnee zu begehen. Diese Gelegenheit gibt es auch für Sie nicht häufig. Der andere Teil den wir eigentlich durchqueren wollten ist heute wegen Steinschlaggefahr gesperrt.

Zuerst erläutert Sie uns im Infozentrum die ca 50 Millionen Jahre Erdgeschichte, die wir nachher in der Schlucht zu sehen bekommen. Der erste Teil des Weges ist bereits von den Besuchern am Vortag gespurt, erst als es auf schmalem und verschneitem Steig steil hinab in die Schlucht geht müssen wir wieder selbst spuren.

Unten in der "Görz" angekommen sehen wir die Vielfalt der unterschiedlichen Steine lediglich im Bachbett und an den vom Bach herausgefrästen steilen Wänden. Wir gehen auf vom Schnee bedeckten losen Steinen Bachabwärtes und überqueren diesen ungezählte Male.


m Taubenleck fällt der Bach ca 100 m in die Tiefe, hier ist heute für uns Schluss. Wir verlassen die Schlucht wieder und verabschieden uns von Luisa. Zeit auch für ein spätes Mittagessen auf der Lahner Alm, unserem ersten Ziel vom Vortag. Gemütlich sitzen wir am Holzofen und lassen uns die Südtiroler Küche schmecken.

 

Nach ausgiebiger Rast geht es bei strahlendem Sonnenschein und vielen lohnenswerten Motiven zurück zum Quartier. Hier wartet heute eine opulente Schlachtplatte mit Kraut, diversen Knödeln, Kartoffeltaschen, Schweinsbraten, Kassler und Hauswurst. Nicht zu vergessen das Wildragut auf Bandnudeln vorneweg und den lauwarmen Apfelstrudel als Nachtisch.



Der dritte Tag

Heute fahren wir hinab ins Etschtal um nach dem Südtiroler Wein zu schauen. Am Vormittag wandern wir aus dem Tal hinauf  durch die Weinberge und Apfelplantagen auf Halbhöhenlage. Wir kommen an noch blühenden Rosen, sowie erntebereiten Äpfeln, Trauben und Khakifrüchten vorbei - alles schneefrei.

Nach dieser ca. zweistündigen Tour legen wir mit Speck, Käse und "Gehacktem" in einer Jausenstation die Grundlage für die nachmittägliche Weinprobe. D.h., wir wandern mit Spezialausrüstung

den Kurtatscher Weinlehrpfad entlang, probieren dabei 5 unterschiedliche Rot- und Weissweine und erriechen und -raten die Primäraromen zu den unterschiedlichen Traubenarten. Das Primäraroma bei z.B.Vernatsch ist Mandel, beim Ruländer Banane. Nebenbei erfahren wir aus kompetentem Mund wie so ein Weinjahr aus Sicht des Weinbauern verläuft.

Gleich nach der Ernte erfolgt der erste Rückschnitt, dabei wird bereits die Grundlage für die Weinmenge pro Hektar und damit die Weinqualität gelegt. Später werden überschüssige Triebe und Trauben entfernt um die Menge zu reduzieren. Es gibt 3 Obergrenzen: zwölf- acht- und fünftausend Liter je Hektar. Je weniger, desto höher die Weinqualität. Auf diese wird in Südtirol seit den 80er Jahren verstärkt geachtet. Mit Erfolg. Obwohl Südtirol das zweitkleinste Weinanbaugebiet in Italien ist, hat es pro Hektar die höchste Anzahl an Auszeichnungen.

Die Führung endet im Gewölbekeller des Gründungshauses der Kellerei Kurtatsch mit der Verkostung eines Spitzencuvees.

Neben uns liegen die Holzfässer und noch eine Treppe tiefer hinter Gittern auch einige bereits jahrzentealte Raritäten.

Nach über 4 Stunden fahren wir gut gelaunt und vom Wein gewärmt wieder hinauf in den Winter um gerade noch rechtzeitg zum Abendessen zu kommen. Schlutzkrapfen, Kalbssteak und als Nachtisch Maronenknödel im Kakaomantel warten auf unseren Hunger.


Der vierte Tag


Es steht nur noch die Rückfahrt an. Und die Frage im Raum, ob wir in einem der kommenden Jahre nicht doch noch die Gipfeltour und den tiefen Teil der Bletterbachschlucht nachholen. Ohne Schnee.

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