Bernd Schilpp berichtet direkt vom Fels.
Vor circa drei Jahren habe ich mit dem Klettern begonnen. Es ging dann ziemlich schnell raus an den Fels, weil das viel schöner ist als in der Halle. Meistens war ich auf der Alb und irgendwann fing ich mit Mehrseillängen in den Alpen an. Sowohl auf der Alb als auch in den Alpen war mir der Hakenabstand oft viel zu groß.
Also habe ich mir mobile Sicherungsmittel - zuerst Klemmkeile und dann Friends besorgt, damit ich mich etwas sicherer fühlen konnte. Bandschlingen hatte ich eh schon genügend aus den alten Toprope Zeiten in Stetten im Remstal. So richtig funktioniert hat das jedoch nicht, denn ich wusste nie, ob das was ich da lege – wenn ich überhaupt die richtigen Stellen dafür gefunden habe – im Ernstfall auch hält.
Seit fast zwei Jahren habe ich nach einem passenden Kurs gesucht. Allerdings zunächst nicht beim DAV, weil jede Sektion ein völlig anderes System auf der Webseite hat. Da fragt man sich warum der DAV nicht mal eine gemeinsame Touren- und Schulungsdatenbank zur Verfügung stellen kann. Dazu gibt es noch Sektionen, die ihre eigenen Mitglieder bevorzugen und andere können höchstens mitmachen wenn nach einer gewissen Frist noch was frei ist. Soviel Zeit für Recherche wollte ich nicht aufbringen. Ich habe mich an ein paar auch sehr gute Privatunternehmen gehalten. Leider kamen die Kurse nie zustande. Meistens weil es zu wenige Anmeldungen gab.
Auf einem Sonntags Kletterausflug an den Battert mit dem DAV Böblingen, habe ich dann von einem konkreten Kurs zur Verwendung mobiler Sicherungsmittel im Donautal gehört. Da habe ich mich dann dieses Jahr sofort angemeldet.
Zwei Kletterfreunde Freddy und Dimi konnte ich auch noch dazu bewegen und schon konnten wir ein schönes Kletterwochenende im Donautal planen. Am Samstag den 25.4. war es dann soweit. Wir sind zum vereinbarten Treffpunkt – einem Parkplatz in Felsnähe nach einer Serpentinen kurve – gefahren. Von Julia, einer der Kursteilnehmerinnen, wurden alle zum Verlobungsfels geführt, wo Richard Kupfer, genannt Richi, schon auf uns wartete.
Der Verlobungsfels ist ein Fels mit relativ leichten Routen und man kann dort sogar Topropes von oben legen. Daher ist er sehr beliebt bei Anfängern und Familien. Wir hatten zunächst Glück, denn um neun Uhr an einem Tag mit vorhergesagtem Regen waren wir die ersten. Auf den Regen waren alle vorbereitet und die Rucksäcke haben wir gleich unter einem leichten Überhang am Felsen deponiert.
Dann gab es eine kurze Vorstellungsrunde und Richard hat uns angekündigt, was uns alles am heutigen Tage erwarten sollte. Außerdem verkündete er noch sein Motto für Mobile Sicherungstechnik und die drei Kategorien: 1. Hält, 2. Bremst und 3. war für'n A****
Die Leute, die nicht beim Vortreffen dabei sein konnten, die hat er auch nochmal auf den gleichen Informationsstand gebracht. Dann gab es noch einen kurzen Ausrüstungs- und Materialcheck und dann ging es los. Die erste Aufgabe bestand darin, dass wir das ganze Sicherungsmaterial, das wir alle zusammen mitgebracht haben im Fels platzieren. Es ging überwiegend um Klemmkeile, diverse Friends bzw. Cams, Hexen (Hexentrics), Bandschlingen und Reepschnüre sowie ein paar exotische Geräte. Wir durften unserer Phantasie freien Lauf lassen und uns am Gestein richtig ausleben. Laut Richi ist alles erlaubt, was hält. Wir sollten nur wissen, warum wir was machen.
Auch wenn der Verlobungsfels viele leichte Touren bietet, so hat er doch ganz viele Risse, Löcher, Schlitze auch in Bodennähe an denen man perfekt mit mobilen Sicherungsmitteln üben kann. So teilten wir uns in mehrere Grüppchen auf und suchten die Stellen an denen unsere Sicherungsgeräte passen könnten. Das war zunächst gar nicht so einfach. Aber je mehr man sich mit dem Felsen in der Nähe beschäftigt, umso mehr Ritze, Spalten, Köpfel usw. fallen einem auf. Wir hatten jedenfalls richtig Spaß und viel zu tun bis alles verbaut war.
Dann ist Richi jede einzelne Stelle mit uns durchgegangen und uns Rückmeldung gegeben, ob die Idee gut war, legitim war und was das ganze getaugt hätte. Getestet hat er das ganze selbst durch Rütteln, Ziehen und Reißen in die entsprechende Sturzrichtung. Für die unsicheren Fälle hatten wir noch Tobi – einen Teilnehmer, der sich bereit erklärt hat sich mit einer langen Bandschlinge richtig rein zu hängen oder sogar reinzurennen um zu testen, ob es hält. An kritischen Stellen haben sich natürlich die anderen Kursteilnehmer hinter ihn gestellt um ihn ggf. abzufangen. Einige der Sicherungsmittel sind dann tatsächlich ausgebrochen. Manche mit mehr und einige auch mit gar nicht so viel Kraftaufwand. Richi hat uns jeweils erklärt, warum es nicht gehalten oder gebremst hat.
Nach unserer Mittagpause gingen wir an den nächsten Felsen. Vorbei am Löchlesfels und Fuchsfels bis wir schließlich an der Dritten Zinne angekommen waren. Die Zweite Zinne und die Westliche Zinne waren daneben. Jetzt wurde es interessant. Wir durften Standplätze bauen, die nur aus mobilen Sicherungsgeräten bestanden. Natürlich noch in Bodennähe. Dabei haben wir sehr viel über die verschiedenen Möglichkeiten erfahren einen Standplatz zu bauen. Wir haben sowohl Standplätze in Reihenschaltung als auch mit Kräftedreieck und mehr als zwei Fixpunkten gebaut.
Anschließend sollte es dann wirklich mal in die Höhe gehen und jeder durfte mal eine Route richtig hochklettern und sich nur mit mobilen Sicherungen absichern. Damit wir wenigstens ein bisschen testen konnten ob die Sicherungen „im Falle eines Falles“ auch gehalten hätten, haben wir uns Trittschlingen gebaut. Diese enthielten mehrere Schlingen, die man wie eine Leite hochgehen konnte. Dabei konnte Richi gleich überprüfen wer seine Hausaufgaben aus der Vorbesprechung gemacht hat. Die bestand nämlich unter anderem darin, den doppelten Spierenstichknoten zu können. Nach etwas Gefummel haben wir es aber alle hinbekommen. Dann ging es los. Der Kletterer musste die Wand hochgehen und so oft wie möglich eine Sicherung verbauen. Zum Test musste er – nachdem er sich mit seinem Vorstiegsseil daran gesichert hatte – die Trittschlinge daran einhängen und daran hochlaufen. Es war also eher ein bisschen eine technische Kletterei. Aber so wussten wir, dass unsere Sicherungen auch etwas aushalten. Damit nichts passierte war der Kletterer jeweils zusätzlich über ein Toprope abgesichert. Trotzdem haben wir nur über die Trittschlingen getestet und sind nicht in die Sicherungen rein gesprungen. Ob es also einen richtigen Sturz ausgehalten hätte können wir nur vermuten. Aber inzwischen hatten wir schon ein gutes Gefühl dafür entwickelt was halten könnte und was nicht. Jeder ist mindesten eine Tour geklettert. Inzwischen hatte ein bisschen Nieselregen eingesetzt. Im Eifer des Gefechts haben wir es gar nicht alle gemerkt, weil wir so konzentriert bei der Sache waren. Gestört hat uns das jedenfalls nicht.
Dann gab es noch eine Abschlussbesprechung, die sehr positiv ausfiel. Wir hatten alle unseren Spaß mit dem Kurs – sowohl mit den Aufgaben und Inhalten als auch mit den anderen TeilnehmerInnen und dem Kursleiter. Und jetzt fühlen wir uns alle sicherer und motivierter mobile Sicherungen auch zu benutzen. Nachdem am morgen einige Sicherungsgeräte noch blitzblank neu aussahen, hatten jetzt alle schon ein paar Kratzer. Wir gingen noch gemeinsam zum Parkplatz zurück und verabschiedeten uns voneinander. Inzwischen hatte der Regen zugenommen. Wir hatten richtig Glück mit dem Wetter.
Ich bin mit meinen Freunden gleich noch eine Nacht im Donautal geblieben. Trotz der trüben Wettervorhersagen waren wir optimistisch am Sonntag klettern zu können. Und wir hatten recht. Als wir um acht Uhr im Ebinger Haus gefrühstückt haben schien die Sonne schon ordentlich und der Himmel war größten Teils blau. Wir sind dann zu einigen Mehrseillängen am Stuhlfels aufgebrochen und haben dort noch einige mobilen Sicherungen gelegt (auch wenn das nicht immer notwendig war). Das war eine gute Übung.
Alles in Allem: Der Kurs lohnt sich! Die Inhalte werden von Richi prima vermittelt und mit seiner legeren lockeren Art und frechen Sprüchen macht der Kurs auch richtig Spaß …günstig war es zudem auch noch ;-) Ich kann das nur weiter empfehlen!