Klettersteiggrundkurs fränkische Schweiz
Um es vorwegzunehmen: Nur wenn du Lust hast, deine (körperlichen) Grenzen auszutesten, den Alltag zu vergessen, Neues zu lernen, Spaß mit netten Leuten zu haben … dann bist du beim Klettersteiggrundkurs richtig. Dann lohnt es sich auch, weiterzulesen.
Bei strömendem Regen, mit mittelschwerem Zweifel wegen des Wetters, fuhren wir am Freitagnachmittag los. Das Ziel unserer Reise: der Res’n Bauernhof in Neutras in der Fränkischen Schweiz. Bei Kaffee und Kuchen, Radler und Weizen konnten wir mit unseren Steig-Gefährten ins Gespräch kommen, einige hatten wir schon bei unserem Vortreffen in Böblingen kennengelernt. Wir waren dreizehn Klettersteig-Interessierte von Mitte zwanzig bis Mitte fünfzig mit unterschiedlichen Vorkenntnissen – von Klettermaxe (Arborist) bis Greenhorn.
Nach einem vorzüglichen Abendessen begann der Theorieunterricht, den Richie anschaulich und praxisnah vermittelte – unterstützt von seiner Frau Cathleen:
- Klettersteigphilosophie – was ist ein Klettersteig?
- Sicherheit am Klettersteig – den Klettersteig korrekt bedienen, was braucht man dazu?
- Sorgfältige Tourenplanung, allgemein und speziell für unsere bevorstehende Tour
- Materialkunde (Schlaufen, Seile, Karabiner …)
- Knotenkunde (Mickey-Mouse und Freunde)
- Praxistaugliche Tipps/Übungen für den Notfall am Klettersteig und in den Bergen, etwas Erste Hilfe, Wetter
- Was gehört in einen Rucksack? (Auch die Idealgröße eines Rucksacks wurde ausreichend thematisiert.)
Am Samstag konnten wir bei gutem Wetter unser neu erlerntes theoretisches Wissen in die Praxis umsetzen. Nach einem halbstündigen Marsch zum Höhenglücksteig stiegen wir in unsere Ausrüstung und in den Bambini-Steig. Das Abenteuer begann. Nachdem es die ganze Nacht geregnet hatte, war schon „Bambini“ eine rutschige Angelegenheit und echte Herausforderung.
Über einen Kamin gelangten wir in den ersten Teil des „richtigen“ Steigs und Bambini war schnell vergessen. Wer bislang unter Klettersteig einen Wanderpfad, teilweise mit Drahtseil und Haken gesichert, verstanden hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt. Hier ging es um Klettern am Fels, gesichert am Drahtseil, teils in gefühlt luftiger Höhe. Nahezu omnipräsent führte uns Richie den Tag über sicher durch zwei Drittel des gesamten Steigs. Lehrreich war auch zu sehen, wie sich Bergfreunde ohne professionelle Anleitung am Klettersteig versuchen und dabei sich und andere aus Unwissenheit und Ungeduld in Gefahr bringen.
Auf Wunsch übten wir, nach einem Sturz wieder in den Klettersteig „einzusteigen“, und lernten den kontrollierten Abstieg an einem Sicherungsseil, bevor wir uns auf den Rückweg zum Res’n Bauernhof machten. Nach dem Abendessen folgte erneut Theorie und ein rundum grandioser Tag mit persönlichen Höhenflügen, aber auch Grenzerfahrungen neigte sich dem Ende.
Gegen Ende des Kurses am Sonntag waren wir uns alle einig: Dieser Klettersteiggrundkurs hat sich zu hundert Prozent gelohnt. Der Höhenglücksteig ist ein toller Klettersteig mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Der Res’n Bauernhof ist eine ideale Location mit leckerem Essen und guter Gastfreundschaft. Rundum empfehlenswert.