Im November 2010.
Die Anreise am 05.10. nach Reunion, einer Vulkan Insel mit bis zu 3000 m hohen Bergen, war eine logistische Meisterleistung, denn es galt ja die Dresdner und die Böblinger Teilnehmer zusammen zu führen.
Per Bahn ging es nach Karlsruhe dort war großes Treffen. Unser Michael war schon eine Woche früher gestartet, wir trafen Ihn erst am Flughafen in St. Denis. Von Offenburg ging es weiter nach Straßburg und von dort zum Flughafen in Entzheim. Eine Besonderheit der Straßburger ist, dass man plötzlich nicht mehr deutsch spricht. Die Bevölkerung hat eine tiefe Abneigung gegen alles Deutsche, ein Relikt aus der Vergangenheit das bis heute nachwirkt. Jetzt begann das Warten auf den Abflug nach Paris Orly, mit etwas Verspätung ging es dann ab. Nach knapp einer Stunde kamen wir in Orly an, wir waren in Frankreich angekommen. Es war wiederum langes Warten angesagt eh es weiterging. Unsere Maschine, eine Boeing 777, war zur Gänze belegt. Also war ein beengter Nachtflug angesagt.
Nach der Gepäckausgabe trafen wir unseren Michael, der uns schon erwartete. Nachdem wir zum Bus gingen merkten wir sofort wo wir waren: In den Tropen! Bei Temperaturen von mehr als 30 C° und genügend Luftfeuchtigkeit waren wir leicht unpassend bekleidet. Daher war Michaels Vorschlag einfach gut, er brachte uns zur Erfrischung an den Strand der Ostküste bei „Bras Panom“, eine von den Passatwinden gepeitschte Brandung, die den Strand zwar schön erscheinen ließ, aber zum Baden zu gefährlich war. Das Positive war die frische Brise.
Unser erstes Ferienhaus lag etwas abseits der Hauptstraße bei „Saint Benoit“ und ließ uns die Geräusche der Natur in ihrer Fülle erleben, allerdings bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Hier erlebten wir dann auch die Fülle der ganz anderen Tier- und Pflanzenwelt. Unser wandelndes Lexikon Michael machte uns, übrigens auf der ganzen Tour, immer wieder auf Besonderheiten die wir einfach nicht sahen, aufmerksam und gab die nötigen Erklärungen ob sie endemisch oder eingeführt wurden oder warum der Lotuseffekt funktioniert oder wie sich Pflanzen gegen Austrocknung durch feinste Behaarung schützen. Er erklärte auch Wetterphänomene die die Insel parat hält, wie vormittags schöner klarer Himmel, nachmittags dichte Wolken die sich an den Bergflanken sammeln und über die Kuppen auf der Rückseite niedersinken. Bei Wanderungen in der näheren Umgebung bekamen wir die ersten Eindrücke über die wilde Natur, wie ein Ausflug zum „Basin de Mer“ einer Schlucht die sich durch einen Wasserfall eine riesige Gumpe zum Baden geschaffen hat, oder die Wanderung zum „Grand Etang“ ein See der ohne Abfluss nur durch Versickerung im Lavagestein seinen Pegel hält. Am Ende der Schlucht sind mehrere Wasserfälle die aus großer Höhe aus den Wolken als silbern glänzendes Band in die Tiefe stürzten. Die Wanderung im „Foret Bavenella“ führte uns in einen Bananenwald mit unterschiedlichen Bananenstauden die sich mit altem Baumbestand und Farnbäumen die Hänge teilen.
Dort zeigte uns Michael auch den Baum der Reisenden. In den langen und hohlen Blattstielen kann sich durch Regen bis 1,5 Liter Wasser ansammeln. Dies war eine Möglichkeit für Reisende in den früheren Jahrhunderten, sich mit Wasser zu versorgen. Aufgrund ihrer Konstruktion können die meterhohen Blattstiele selbst Zyklonen widerstehen.
Eine Ausfahrt führte uns die Küstenstraße mit grandiosen Ausblicken auf Klippen, Strände und Schluchten zu einem sehr schönen Palmenhain bei „Pointe des Cascades“ der bei den herrschenden Temperaturen angenehmen Schatten spendete. Die Küste ist von Basaltsäulen und erkalteten Lavaströmen geprägt.
Ein Höhepunkt war die Ausfahrt zum „Piton de la Fournaise“ einem riesigen Vulkan Krater. In aller Frühe ging die Fahrt über „Plaine des Palmistes“ einem Ort mit dem meisten Niederschlag auf der Insel, auf einer steilen und Kurvenreichen Straße am Ende über eine Piste zum Ausgangspunkt der Wanderung. Nun begann ein rund sieben stündige Wanderung die uns zum neuesten Krater führte. Die Caldera, eine Steinwüste mit nur wenigen niederen Pionierpflanzen führte uns bei Sonne Pur bis zum Kraterrand in 2525 m Höhe. Hier bot sich ein grandioser Blick in ein mehrere 100 m tiefes, senkrecht abfallendes Loch, aber auch die Beobachtung was geschmolzenes Gestein an Figuren zaubern kann sorgte für Kurzweil. Man glaubt es kaum dass ein Abstieg so schweißtreibend sein kann, daher waren wir am Ende froh als der Parkplatz erreicht war und wir Kühlung tanken konnten.
Jetzt steht ein Quartierwechsel an, wir fahren über Saint Andre, wo wir eine Rohrzucker Fabrik mit integrierter Rum Destillerie besichtigten. Im Anschluss gab es eine Verkostung und eine Einkaufstour. Nach einem Bummel durch die wohl multikulturellste Stadt mit Kirchen, Hindutempeln und Moscheen ging die Fahrt sehr abenteuerlich über enge, steile und sehr kurvenreich Straßen in den „Cirque de Salazie“ nach „Grand Ilet“ unserem zweiten Quartier. Wir beziehen ein sehr schönes Haus in dem wir erst Ordnung machen mussten. Das Dorf liegt auf einem Plateou das nach drei Seiten steil abfällt. Jetzt wird es Zeit ein paar Worte über die Creolische Küche zu verlieren: Wenn möglich besuchten wir die einfachen Restaurants der Einheimischen. Die Küche ist einfach, aber schmackhaft und würzig, sie besteht aus Salat, Reis, Linsen oder Bohnen, Geflügel, Ziege oder Fisch. Als zusätzliches Gewürz gibt es Pimente, eine sehr scharfe Pfefferoni Paste die dem Essen eine eigene Note verleiht. Der Aperitiv ist meist ein Rumpunsch, ansonsten wird als Getränk Wein und Wasser gereicht. In den Städten gibt es wie überall eine gehobene Küche die auf den guten Geschmack der Gäste abhebt. Nur die Preise sind Französisch. Auf der Insel gibt es drei Brauereien die die Bevölkerung mit Bier versorgen, Dodo ist die bekannteste und wurde auch von uns bevorzugt. Anmerkung: Dodo ist ein ausgestorbener Vogel der nicht mehr flugfähig war und daher ein willkommener Fleischspender war. Natürlich sind auch die sozialen Probleme vorhanden, es gibt viele Menschen die von Sozialhilfe leben, sie bekommen vom sozialen Träger klein gestückelte Wertgutscheine mit denen sie ihren Einkauf bezahlen.
Wir fahren sehr früh nach „Hell Bourg“, hier wird, wie üblich, ein kleines Frühstück eingenommen eh der Aufstieg zum „Foret de Belouve“ geht, ein steiler Weg über 800 Hm. Von dort geht es durch Tamarinten Wälder die von den Zyklonen stark zerzaust und von Moosen und Flechten überzogen sind zum „Le Trou de Fer“, einem Ausichtspunkt auf die Wasserfälle, das Loch des Teufels, die sich atemberaubend über fast 1000 m in die Tiefe stürzen. Nach mehr als acht Stunden sin wir wieder in „Hell Bourg“ beim Dodo.
Michael hat es angedeutet, wir starten zu einer zwei Tagestour. Sie führt uns über den „Col des Boeufs“ in den „Cirque de Mafate“ nach „La Nouvelle“, einem kleinen Dorf das keine Verbindung zur Außenwelt hat und früher von entlaufenen Sklaven wegen der Unzugänglichkeit als Unterschlupf benutzt wurde. Heute werden die Bewohner per Hubschrauber versorgt. Es gibt nur eine Schlucht als Ausgang die bei viel Wasser kein Durchkommen zulässt. Unser Weg führt uns durch ein unwirtliche Landschaft mit 1200 m hohen, senkrechten Wänden, Tamarinten Wälder und unglaublich vielen Wasserläufen mit tollen Ausblicken in die Tiefe. Unser Quartier war einfach aber sauber. Die Küche Creolisch. Hier konnten wir die totale Ruhe in dieser Abgeschiedenheit genießen die nur am Tage durch das Motorengeräusch der Touristen Hubschrauber unterbrochen wurde. Der Rückweg war etwas leichter weil kürzer.
Nach dem Frühstück war Aufbruch zum letzten Quartier angesagt. Die Fahrt ging über „Saint Benoit“ die Ostküste entlang über „Sainte Rose“ und weiter zum immer noch sehr heißen Lavastrom des „Piton de la Fournaise“. Für Fußheizung ist gesorgt, die Erde ist noch gut aufgeheizt. Weiter ging es über den „Puits Arabe“ nach „Saint Leu“ unserem letzten Quartier. Hier hatten wir erstmals den Blick auf das vorgelagerte Korallenriff an der Westküste.
Auf der Fahrt um die Südspitze sahen wir etwas typisch Creolisches, Hühner Grillstellen die am Wochenende von den Einheimischen, nach dem Motto – Heute bleibt die Küche kalt wir kaufen ein Grill Huhn - gerne angenommen werden. Ein Ausflug nach „St Gilles Les Bains“ brachte uns ins Schwitzen, bei hohen Temperaturen ging es in eine tropische Schlucht an deren Ende ein großer Wasserfall eine Gumpe bildete die unwiderstehlich zum Baden einlud. Wie geplant war jetzt ein Ruhetag vorgesehen, es war der einzige Regentag auf der ganzen Runde. Drei unserer Gruppe wollten noch mehr Berge, also brachen sie auf und wie es so ist, sie kamen in einen Tropenschauer der sie tropfnass zurückkommen ließ. Auf jeden Fall hatten alle anderen eine weitere Möglichkeit am Riff zu schnorcheln und die Riffbewohner in ihrer Farbenpracht zu bewundern. Auch hier hat Michael ein uriges creolisches Restaurant vorgeschlagen. Es war so urig, wir konnten es kaum glauben. Michael ließ uns durch die Köchin Plätze zuweisen, wir nahmen Platz und warteten. Das Essen wurde streng der Reihe nach ausgegeben, also kamen wir auch an die Reihe. Es gab Reis, Spagetti und zur Abwechslung Gemüse und Fisch, ich wollte wie immer mein Essen mit Pimente abschmecken, ich tat es, aber dies war nur für Creolen. Ein Happen und mir quollen fast die Augen aus dem Kopf, die Hölle kann nicht schärfer sein. Die Köchin sieht dies und kommt sofort mit einem Teller des Nachbartisches auf mich zu und harkt mit der fremden Gabel das Pimente von meinem Teller, was bei unserer Runde einen Lachanfall auslöste.
Eine weiter Ausfahrt brachte uns nach „Le Maido“ in 2205 m von hier wollten wir den „Grand Benare“ mit 2898 m angehen, von hier hätten wir einen traumhaften Blick in den „Cirque Mafate“ gehabt. Nur die Wolken zogen auf und verhinderten jeden Ausblick. Dies ist ein Phänomen das durch die Wetterscheide verursacht wird. Jetzt ist es endgültig, unser Urlaub geht zu Ende.
Ein letztes Mal wird gepackt, aber Michael hat noch ein Schmankerl bereit. Er biegt bei „Le Port“ ab und führt uns bei „Los d`Ane“ zum „Piton Fuogeres“. Von hier hatten wir dann doch noch einen traumhaften Blick auf das Becken von Mafate.
Von hier ging es die Küste entlang nach „Saint Denis“ wo unser Urlaub in einer entspannten Runde zu Ende ging. Zum Schluss bleibt nur noch der gesamten Gruppe für das harmonische Miteinander und unserem Michael für die kurzweilige und interessante Gestaltung der Reunion Reise zu danken.