Rosengartentour, Juli 2011
Der 1. Tag – Anfahrt und Aufstieg
Nach der Flucht aus dem regnerischen Deutschland zeigt sich auch Südtirol von seiner schattigen Seite. Wir stehen auf dem Parkplatz am Karerpass und sehen nur über dem Bozener Talkessel die Sonne scheinen. (Bild Nr. 23)
Heute haben wir nur wenige Kilo- und Höhenmeter zur Rosengartenhütte zu gehen, da ist das Wetter nicht so wichtig. Aufgrund des kalten Windes der in unsere Gesichter bläst sind wir um die beheizte Gaststube in der Rosengartenhütte - auch als Kölner Haus bekannt - froh.
Nach dem Abendessen erreicht die Sonne auch den Rosengarten und wir verstehen, woher er diesen Namen hat.
Bild nr. 27
Der 2. Tag – Klettersteig zum Santnerpass und kunstvoller Aufstieg zum Grasleitenpass
Ein erster Blick aus dem Fenster überrascht mit in frischem Weiss gestrichenen Bergen.
Wir legen noch an der Hütte die Klettersteigsets an, schließlich ist es nicht mehr weit zum Beginn des Santnerpass-Klettersteigs. Die erste Rampe gleich hinter dem Haus beendet die Ruhepuls-phase und jeder kommt trotz der einstelligen Ziffer auf dem Thermometer schnell auf Betriebstemperatur.
Bild Nr. 34
Nach einer Querpassage beginnt der Klettersteig. Die Sonne kommt hier wohl nur selten vorbei, denn mit den erstiegenen Höhenmetern nimmt auch der Schnee zu – keine Massen, aber rutschig. Vorsicht ist angebracht. Oder , um mit dem Bundestrainer zu sprechen „högschte Konzendradion“.
Bild 39
Wir zwängen uns an Felsen vorbei
Bild 46,
Queren Steilwände und Schneefelder
Bild 48 und 53
Bild 12030 und 121039 (Didi)
um oben ohne jede Aussicht in den Wolken zu stehen. Da tun die warme Suppe und der Kaffee in der Hütte gut. So aufgewärmt machen wir uns an den Abstieg, jetzt wieder auf, bis auf die Schneeglätte, normalen Wanderpfaden. Die nächsten beiden Hütten wirken sehr einladend, sind aber leider noch nicht das Ziel der Tagesetappe. Wir wandern wieder aufwärts zur Grasleitenpasshütte.
Bild 63
Dabei sorgt die Kunst am Wegesrand für Diskussionsstoff.
Bild 64
Der Empfang auf der Grasleitenpashütte ist in mehrfacher Hinsicht frostig. Einmal wegen der Aussentemperaturen. Die Terrasse wurde mit der Schneeschaufel freigeräumt. Und dann hat der Wirt das von Hedi reservierte Zimmer über der geheizten Gaststube an eine andere Gruppe vergeben. Betten haben wir zwar noch bekommen, aber nur in der ungeheizten Nebenhütte. Nur soviel: Am nächsten Morgen hatte es noch mehr Neuschnee und die Terrasse war entsprechend spiegelglatt.
Aber die Aussicht war bei klarer Luft und blauem Himmel fantastisch.
Bild 69 oder Bild 065120
Ob wir morgen den ganzen Tag von der Sonne begleitet werden?
P.S.
Einem Magen ist die Nachmittagssuppe nicht bekommen. Als Ersatz fürs Abendessen gibt es Erhards Selbstgebrannten. Und der hat wirklich geholfen!
Der 3. Tag – über Antermoiasee und Scaletta-Klettersteig zur Gardecciahütte
Am 26.07. ist die Luft klar und kalt, der Himmel blau und das Wasser auf den Terrassentischen gefroren.
Die Sonne im Blick stapfen wir durch Neuschnee und Schatten hinauf zum Antermoiapass.
Bild 090138, 090147
Dort lassen wir uns erst einmal von den wärmenden Sonnenstrahlen verwöhnen, bevor es hinab geht zum Antermoiasee und der gleichnamigen Hütte.
Die erste Rast ist fällig. Bei Kaffee und Apfelstrudel unterhalten wir uns mit den „Dieben des warmen Zimmers“ vom Vortag. Einige haben tatsächlich im Antermoiasee gebadet. Nötig wäre das warme Zimmer offensichtlich nicht gewesen.
Bild 100544
Weiter geht es wieder bergauf zum Passo de Lausa...
Bild 114931 oder 78
und anschliessend durch weite Taleinschnitte und steile Rampen wieder abwärts zum oberen Ende des Scaletta-Klettersteigs.
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Bevor wir und am Seil entlanghangeln, erfreuen sich unsere Augen noch ein hoffentlich nicht letztesmal an einem Edelweiss.
(Bild 84).
Der Weg zieht in Serpentinen eine Rinne hinunter. Glücklicherweise geht er vor der nächsten Steilstufe rechts hinaus und am Hang entlang. (Bild 90).
Bevor wir die Gardeccia-Hütte erreichen ist noch eine Schwierigkeit zu überwinden. Ein Stück Pfad ist abgerutscht. (155702)
Die Hütte liegt wunderschön in einem Talkessel (Bild 98). Wir erfreuen uns nicht nur an der Lage sondern auch an den Doppelzimmern sowie Stockwerksdusche und WC.
P.S. Der Günter hat sich am Klettersteig den Arm aufgekratzt und es uns gegenüber als „nichts weiter“ abgetan. Als er aber beim Abendessen die Gelegenheit hatte die Ursache für die „schwerwiegende Verletzung“ einer Gruppe junger Italienerinnen auf Englisch zu erläutern hat es ganz anders geklungen. Aufmerksamkeit und Mitleid der jungen Damen haben ihm sicher beim Heilungsprozess geholfen.
Der 4. Tag - über den Cigolade Pass zur Rotwandhütte
Heute ist Fotografenwetter. Klare Luft, dicke Wolken an den Bergspitzen, Wind und Blauer Himmel mit Sonne. Die optimale Mischung für stimmungsvolle Bilder:
99, 101, 090503,
In den wärmenden Strahlen der Morgensonne mühen wir uns hinauf zum Cigolade-Pass. Irgendwie sind die Beine heute schwerer. Da wir heute aber nur diesen einen Auf- und Abstieg vor uns haben, bleiben wir gelassen und haben genug Zeit zum Schauen und Staunen.
Am Pass angekommen geniessen wir an einer windgeschützten Stelle den warmen Tee und die Aussicht in beide Richtungen.
Bild 105,
Das Ziel des heutigen Tages, die Rotwandhütte ist in der Ferne auch schon zu sehen. Auf dem Abstieg passieren wir noch ein Felsentor
Bild 109, , 120918
und gerade als wir genüsslich noch eine längere Rast in der Sonne einlegen wollen, ziehen dunkle schwere Wolken auf, die auch noch für einen Regenschauer sorgen. So legen wir die verbleibende Strecke zur Hütte in Rekordtempo zurück und haben nun den Nachmittag über noch genug Zeit, die Highlights der Speise- und Getränkekarte zu probieren.
Der 5. Tag Christomannos-Denkmal und Rückfahrt
Nur noch die Pfützen erinnern an den Regen. Zum Abschied von der Rotwandhütte (Bild 113, 115) gibt es nochmal Fotografenwetter und ein ungewöhnliches Denkmal (Bild 116, 090658). Es steht direkt am Wanderweg zwischen Rotwand- und Paolinahütte.
Dieser drei Meter hohe Bronzeadler ist ein Andenken an Dr. Theodor Christomannos (* 31. Juli 1854 in Wien als Sohn griechischer Einwanderer; † 30. Jänner 1911 in Meran) , einen leidenschaftlichen Bergsteiger und Pionier, der bei der touristischen Erschließung dieses Gebietes eine entscheidende Rolle spielte. Als Lebensaufgabe betrachtete er die wirtschaftliche Erschließung Südtirols, insbesondere den Ausbau des Verkehrsnetzes und die Förderung des Tourismus. Als treibende Kraft des Vereins für Alpenhotels I. Ranges in Tirol engagierte er sich für den Bau der Fahrstraße nach Sulden, der Suldenhotels (Eröffnung 1893), des Trafoi- und des Karersee-Hotels (Eröffnung 1896), der Grossen Dolomitenstraße Bozen-Cortina-Toblach und der Vinschgaubahn.
(Textauszüge aus Wikipedia).
Als begeisterter Bergsteiger war er ab 1891 im Vorstand der Sektion Meran des Alpenvereins.
Da einige noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln die Heim- oder Weiterfahrt antreten, nehmen wir den Paolina-Lift als Abkürzung zum Karerpass.
Bild 085239.
Wir hatten abwechslungsreiches Wetter und Pfade, überaus schöne Landschaft, nette Kameraden, alles in allem die richtige Mischung für eine kurzweilige und interessante Tour. Wo wir uns wohl im nächsten Jahr wiedersehen?