Arco – In oder Out?
Ungezählte Male war ich jetzt schon in Arco. Sollte ich wirklich schon wieder eine Ausfahrt dorthin organisieren? Selbst Goethe war nur einmal dort. Eigentlich hatte ich beruflich überhaupt keine Zeit eine Ausfahrt zu organisieren und wegzufahren. Und außerdem war der Wetterbericht für Gardaseeverhältnisse nicht wirklich gut und meine Lieblingsabsteige hatte keine Appartments mehr frei.
Warum also? Na ja, man kennt die Infrastruktur, die Cafes, die Zugänge zu den Felsen. Ist das alles?
Nein. Aussicht auf einen cafè oder Aperol Spritz im Caffè Conti d‘ Arco, schöne Kletterrouten, das mediterrane Klima, ein Eis bei Marco und die hohe Zahl angemeldeter Teilnehmer - insgesamt waren wir zehn – zwangen zu handeln.
Die Appartmentsuche gestaltete sich schwieriger als gedacht. Für einen vernünftigen Preis musste man ganz schön im Internet wühlen und einige eMails verschicken. Zumal die Vermieterin der dann ausgewählten Wohnung nicht wirklich Deutsch oder Englisch sprach. Um es kurz zu machen wir hatten Glück mit der Wohnung. Direkt in der Altstadt 5 Minuten vom Zentrum mit historischem Waschbrunnen vor dem Haus. Die Vermieterin sehr freundlich und flexibel, so dass wir sogar statt wie ursprünglich vorgesehen zu zehnt statt zu acht dort wohnen konnten. Wer die Adresse haben möchte, meldet sich.
Auch die Ankunft in Arco war perfekt „getimed“. Nach Wohnungsbezug und Einkauf erwischten wir eine Regenpause mit schon abgetrocknetem Fels zum Reibschleichen üben. Und obwohl die meisten nur von Mittwoch bis Sonntag da waren, hatten wir fünf Klettertage.
Mit abwechslungsreichen, z. T. traumhaften Routen. So ging es nicht nur in Einseillängensportkletterrouten (so tolle Wörter gibt es nur im Deutschen!) sondern auch in Mehrseillängensportkletterrouten. Mit den besten Ausblick und eine riesige Auswahl an einfachen und kurzen Routen gab es in Belvedere. Die landschaftlich schönsten Routen in Regina del Sol. Insbesondere die im neuen Führer nicht vermerkten Mehrseillängen sind super gesichert und geben durch eine leichte Überbewertung ein gutes Gefühl. Hier kann man auch als Anfänger erste "Züge" in Mehrseillängenrouten im Vorstieg angehen.
Auch probierten wir uns an „schwereren“ Touren, einmal mit technischer Hilfe von Nachbarseilschaften. An genau dieser Routen wurden wir dann auch gleich Zeugen eines Kletterunfalls, der zum Glück mit leichten Verletzungen abging. Dazu gibt es nur Folgendes zu sagen: Gewichtsunterschied Sichernder und Kletterer beachten und die Position des Sichernden richtig wählen.
Was die Routen angeht hier eine Übersicht:
Placche di Baone: Solarium 5b und andere
Belvedere: Spettacolo 5c und andere (die 6as liefen nicht ganz ganz On Sight…)
Regina del Sol: Via Settimo cielo (4SL, 5c, Stelle 5c/6a), Via Sol minore (3 SL, 5c, Stelle 6a) und andere
Picol Dain: Orizzonte Dolomitici (10 SL, 5, Stellen 5+), Amazonia (10 SL, 5+, Stelle 6)
Touristisch wurde der Gardasee genossen und die Marmitte die Giganti bestaunt (Töpfe der Riesen).
Die Töpfe der Riesen sind riesige Kessel (Gletschermühlen), die durch Gletscherschmelzwasser in Verbindung mit Steine zum Abschluss des letzten Eiszeit im Kalkkarst entstanden sind.
Auch wenn die touristische Erschließung zugenommen hat, die Kletterläden vom Preisniveau nicht mehr attraktiv sind, die Italiener anfangen Hefeweizen zu trinken:
Nächstes Jahr wieder! Oder, wie der Aufdruck auf T-Shirts, die Pagus und ich von fürsorglichen Tourenteilnehmern bekommen haben (Danke!), sagt:
ARCO Climb now ... work later ...