Wandern mit der Sektion Böblingen

 

Wandern: in der näheren Umgebung, im Flachland und in den Mittelgebirgen, auf einfachen Straßen und sicheren breiten Wegen. Kultur, Land und Leute stehen mehr im Mittelpunkt als die sportliche Ambition. 

Bergwandern: im Voralpenland, in mittleren Höhen und im Hochgebirge. Trittsicherheit und Kondition sind Voraussetzung, ebenso alpine Erfahrung. Die Ziele reichen von einfachen Panoramawegen bis zu schweren Bergwegen.

Fernwandern: auf den Europäischen Fernwanderwegen (spezielle Markierungen).

Naturkundliches Wandern: mit unserem Diplombiologen Michael unterwegs.

 

Kooperation mit der Mein Klub BB e.V. (ehemalig IBM Klub) Wandersparte

Ziel ist es, gemeinsame Aktivitäten im Bereich Wandern für die Wanderfreunde beider Vereine anzubieten.

Ansprechpartner für Mein Klub BB Wandersparte: Wanderführer Peter Heydkamp 

Herbstwanderung in Südtirol - Bletterbachschlucht

 

Die Bletterbachschlucht gehört zu den wildesten Schluchten Europas. Sie gewährt Einblick in das Innere der Berge, in die Welt der Steine.

Die Schlucht ist entstanden durch Verwitterung und Abtragung. Seit der Eiszeit, seit etwa 15000 Jahren, hat sich der Bletterbach auf einer Strecke von etwa 8 Kilometern bis zu 400m tief eingegraben – in die Werfener und Bellerophon-Schichten, in den Sandstein und den Porphyr. Schicht um Schicht wurde freigelegt. 10 Milliarden Tonnen Gestein wurden abgetragen und in das Etschtal verfrachtet. Und es geht weiter und weiter.

 


 

Im Gegensatz zu den verworrenen Verhältnissen in anderen Gebieten der Alpen finden sich hier die Schichten unversehrt. Die Zusammensetzung und der Aufbau der Gesteine geben Hinweis auf die Entstehung, das Klima und die Umweltbedingungen vor etwa 250 Millionen Jahren.

Bekannt ist die Schlucht zudem wegen der Saurierspuren, die in den Schichten des Grödner Sandsteins gefunden wurden. Gut erhaltene Abdrücke von Pflanzenteilen und zahlreiche Fraß- und Wühlspuren geben Aufschluss über die Pflanzen und das Bodenleben. Fossilien in den Meeresablagerungen, wie Muscheln, Schnecken und Kopffüßler berichten vom Leben in den warmen tropischen Meeren der damaligen Zeit.

 

Der erste Tag

 

Morgens liegt unsere Alm noch im Schatten. Im Tal wogen noch die Nebel und der Himmel zeigt sich im besten blau. So eine Aussicht gleich nach dem Aufstehen macht Lust auf den Tag.

 

Ersteinmal gilt es sich vorzubereiten. Nach einen reichhaltigen Frühstück in geselliger Runde machen wir uns auf dem Weg. Über einen Waldweg geht es zum Geologie-Informationszentrum der Bletterbachschlucht. Unser Führer Manfred nimmt uns in Empfang und versorgt jeden mit einem Steinschlaghelm. Im Museum erfahren wir etwas über die wichtigsten Ereignisse der 250 Millionen Jährigen Geschichte der Bletterbachschlucht. Zuerst geht es in den unteren Teil der Schlucht. Dort angekommen stehen wir zwischen senkrechten Felswänden, mehrere dutzend Meter hoch.


 

Der Fels besteht aus dem äußerst harten Porphyr. Der dominierende Farbton ist grau-rosa. Und der Porphyr zeigt hellere Stellen. Nicht so wie der Porphyr den wir vom Karlsruher Grat oder dem Räuberschlößle in der Wutachschlucht kennen. „Unser“ Porphyr ist einheitlich grau. Chemisch hat Porphyr die gleiche Zusammensetzung wie Granit. Nur dass beim Porphyr die Gesteinsschmelze so schnell abkühlte dass sich keine großen Kristalle bilden konnten.

 

Die Schlucht entstand vor 15.000 Jahren in der Eiszeit. Normalerweise kann sich ein Bach nicht so tief in den harten Porphyr eingraben. Warum er es doch schaffte erleben wir am Nachmittag im oberen Teil der Schlucht.

 

Aber vorher gehen wir am Bach entlang und auch hindurch sowie zwischen Felswänden weiter nach oben. Die Felswände werden immer niedriger. Nach einem Wasserfall wechselt mit dem Gestein und auch der Charakter der Schlucht.

 

Ab jetzt bestehen die Wände aus deutlich weicherem Sandstein der schneller erodiert als der harte Porphyr. Die Schlucht wird breiter und bekommt einen V-förmigen Querschnitt.

 

Die farbigen Schichten in dem Sandstein zeigen was wann abgelagert wurde. Rot war ein Sand aus Porphyr. Der kam allerdings nicht von hier sondern aus Norditalien, aus der Gegend des Comer Sees. Grau war mal ein Schlamm. Und die dünnen weißen Schichten bestehen aus Gips. Was uns zeigt, daß hier mal ein Gewässer austrocknete. Und zwar pro Gipsschicht eines.

 

Nach so viel Geologie und über Blöcke balancieren brauchen wir eine Stärkung. Wir verlassen die Schlucht und gehen zur Lahner Alm. Dort werden wir mit Südtirolern Spezialitäten, den sogenannten Strauben, verwöhnt.

 

Gestärkt nehmen wir den oberen Teil Bletterbachschlucht in Angriff. Vorbei an roten, grauen, weißen Felsen steigen wir beinahe bis zum Ende der Schlucht. Nicht ganz am Ende sehen wir eine einige hunderte Meter hohe Steilwand hinauf bis zum Weißhorn. Wir sehen wie sich der Himmel zuzieht und aus der Ferne ist mehrfach Donner zu hören. Wenn hier in der Schlucht ein Gewitter niedergeht, ein Sturzbach das Geröll mitreißt und die Felsbrocken wie Schleifsteine über den Grund der Schlucht geschoben werden - dann solle man nicht hier sein. Und jetzt wird uns klar wie es der Bletterbach geschafft hat sich durch den harten Porphyr zu graben. Es war und ist das Geschiebe am Grund des Baches das wie Schleifpapier den harten Porphyr abgeschliffen hat. Für uns heisst es nun nix wie raus aus der Schlucht.

 

Nach einer Verschnaufpause mit Blick in die Schlucht und auf das Weißhorn gehen wir zurück zur Schmieder Alm. Dort angekommen begannen wir sogleich mit einem Après-Walk in geselliger Runde. Regen, Hagel, Blitz und Donner stören uns in der warmen Gaststube nicht.

 

 

 

Der zweite Tag

 

 

Nach dem nächtlichen Gewitter mit Regen und Hagel ist die Bletterbachschlucht heute gesperrt. Wir fahren daher hinab ins Etschtal zum Weingut Kobler in Margreid. Obwohl er sich mitten in der Lese befindet hat sich Herr Kobler Zeit für uns genommen. Er führt uns durch seinen Keller, erzählt über den aktuellen Stand der Weinlese in Südtirol und Italien, gibt Einblicke in die Kellertechnik und anschließend verkosten wir seinen hervorragenden Wein. Die 2 Stunden vergehen wie im Flug.

 


 

Den Alkohol wandern wir bei Temperaturen von über 25 Grad in den Weinbergen wieder raus,

 

genießen die Sonne und freuen uns bei wieder zunehmendem Durst auf die nächste Einkehr. Wo? Nun einfach im nächsten Weingut mit Jausenstation, Castel Tiefenbrunner. Im Freien sitzend genießen wir Herbstsonne, Wein und Jause bevor wir zum Auto zurückwandern und wieder in die kühlere Höhenlage hinauffahren.

 


 

 

Der dritte Tag (Weisshorn)

 

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück beginnt der Tag an der frischen Luft wieder mit Aufwärm- und Dehnübungen unter Anleitung von Sabine. Gegen ca. 1/4 nach 9 Uhr starten wir direkt von unserem Quartier, das auf 1680 Metern Meereshöhe liegt, in Richtung Köstertal. Unser Ziel ist das Weißhorn, ein 2317 Meter hoher Berg. Der Himmel strahlt blau, die Sonne wärmt, nur der Wind war frisch. Zuerst geht es durch Waldgebiete mit immer mal wieder herrlichen Blicken in die Bletterbach-Schlucht und auf die Schichtungen dieses Südtiroler Canyon.

Wir wählen nicht die Gratwanderung über die eishaltige Nordseite zum Gipfel, sondern den etwas längeren Weg über feuchte Almwiesen und die Südseite. Dieser führt zuerst bergab, sodass wir ein paar zusätzliche Höhenmeter bewältigen müssen. Den letzten felsigen Anstieg führt Hana an und gemeinsam erreichen wir gegen 12:30 Uhr den Gipfel. Der Rundumblick ist beeindruckend: zum "Zwillingsgipfel" Schwarzhorn, Rosengarten, Schlern und zur Latemargruppe um nur die näherliegenden zu nennen- und das bei wolkenlosem, strahlend blauem Himmel. Kaiserinnenwetter!

Nach Gipfelfoto und Verzehr der mitgebrachten Vesper geht es auf derselben Route zurück- nur zum Schluss gibt es einen kleinen Schlenker zur Schönrastalm. Dort geniessen wir den leckeren Kuchen oder Deftiges und dazu Kaffee, Bier oder Wein und vergessen die Anstrengung. Es bleibt das wohltuende Gefühl einer wunderbaren Tour und ca. 1000 bewältigter Höhenmeter (gemessen mit einem GPS-Gerät). Nach einer Stunde Rast machen wir uns auf den kurzen Weg zum Quartier und nach dem Duschen und der Pflege unserer müden Glieder, haben wir wieder Appetit auf das 3-gängige Abendessen.

 

 

 

Der vierte Tag (Bletterbach reloaded)

 

 

Die Schlucht ist wieder begehbar. Wir beschließen heute bis zum oberen Ende, also sozusagen zum Fuß des gestern bestiegenen Weisshorns, zu gehen.

 

Auf den ersten Blick sieht es aus wie bei unserem ersten Besuch. Auffällig ist aber, daß ein schubkarrengroßer Stein der uns am ersten Tag noch als Treppenstufe gedient hat nicht mehr sichtbar ist. Wurde er weggespült oder einfach tiefergelegt? Wir können es nur vermuten und ahnen, was für Kräfte hier in den letzten Tagen am Werk waren.

 

Durch das nahezu wegelose Bachbett gehen wir bis zu einem Wasserfall der uns den weiteren Weg versperrt. Ehrfürchtig gleitet der Blick über die ca. 900 meter Felswände bis der Blick schließlich das Gipfelkreuz erreicht unter dem wir gestern noch standen.

 


 

Wir nehmen noch diverse Gesteinsproben mit, aus denen das sogenannte Marienglas – eine Art durchsichtiger Gips - herausragt.

 

 

Nach der Mittagsrast auf der Lahner Alm wandern wir weiter zur Schönrastalm – nomen est omen – um dort noch ein letztes mal die Herbstsonne im Freien zu genießen und neben den Steinen auch noch einen Almkäse mit nach Hause zu bringen.

Am nächsten Tag heisst es Abschied nehmen.


 

 


 

Wo es wohl im nächsten Jahr unter dem Titel „Herbstwanderungen in Südtirol“ hingeht?

 

Die Antwort darauf findet Ihr bei der Tour mit der Nummer 1790.

 

Text: Annegret, Urs, Dietrich

Bilder: Urs, Dietrich