In den letzten Monaten bzw. Jahren fanden im Naturpark Schönbuch zahlreiche Wanderungen durch unsere Sektion statt.
Besonders hervorzuheben sind zwei Wanderungen mit den zertifizierten Schönbuch Wanderführern Roland Stierle und Norbert Held.
Im Mai 2017 führte uns Roland Stierle ausgehend vom Altdorfer Sportgelände über den Kirnberg zum Bromberg, dem mit 582m höchsten Berg im Schönbuch. Erster markanter Anlaufpunkt war in der Grenzregion zwischen Kirnberg und Bromberg, die sogenannte Gabeleiche, die schon einige Jahrhunderte hier steht. An einem Grenzstein vorbei, der die Oberämter Böblingen / Herrenberg früher einmal trennte, erreichten wir einen in den Boden eingelassenen Liassandstein den Eselstritt.
Weiter führt uns der Weg zum idyllischen Birkensee, den wir über einen Bohlenweg, der das Niedertrampeln der Pflanzen verhindern soll, erreichten. Doch so urwüchsig wie das kleine Moor auch aussieht, vieles ist hier von Menschenhand gemacht. Auf alten Karten von 1680 ist er bereits verzeichnet. Damals war das Feuchtgebiet mit seinem Tümpel wahrscheinlich eine Viehtränke. Spätestens Ende des 19. Jahrhunderts traten dann die landschaftlichen Reize des kleinen Moorgebietes in den Vordergrund. Der Birkensee wäre längst zum Birkenwald geworden, wenn nicht nachwachsende Bäume regelmäßig ausgelichtet würden. So haben wir vor einigen Jahren während unseres jährlichen Landschaftspflegetages unter Anleitung vom Tübinger Forst kleine Birken entfernt.
Lässt man den Birkensee hinter sich, führt der Rundweg weiter entlang der Hangkante. Ein Schild links des Weges weist uns auf einen Bannwald hin. Er umfasst etwa 20 Hektar. Hier hatte der Sturm Lothar 1999 einen großen Teil des natürlichen Baumbestands niedergemacht. Seither darf auf dieser Fläche alles wachsen, wie es will. Nur wenige hundert Meter nach dem Bannwald hat man an einer Stelle dieses Hangwegs einen freien Ausblick über Waldhäuser Ost hinaus bis zur Schwäbischen Alb.
Nächste Station auf dem Rundweg ist die alte Einsiedelei, im Spätmittelalter zwisch
en dem 13. und 15. Jahrhundert erbaut wurde. Neben dem kleinen Wohngebäude wurden die Mauerreste einer kleinen Kapelle samt Altarfundament freigelegt. Nicht weit davon entfernt gibt es eine kleine Quelle.
Weiter führte uns unser Weg vorbei an dem Wiebke Gedenkstein, der uns an den verheerenden Sturm vom 1.3.1990 erinnern soll da aus ging es zurück zum Ausgangspunkt in Altdorf. In den vergangenen ca. 4 Stunden hatte uns Roland Stierle sowie Mitgliedern der Sektionen Tübingen und Nagold vieles von seinem umfangreichen Wissen über den Schönbuch weitergegeben, dafür nochmals vielen Dank.
Einen Monat später im Juni hatten wir erneut Gelegenheit mit einem zertifizierten Schönbuchführer, in diesem Fall mit Norbert Held, einen Teil des östlichen Schönbuches mit dem zweithöchsten Berg, den 499 m hohen Betzenberg südlich von Waldenbuch kennen zu lernen.
Der bewaldete Betzenberg ist auch Teil des 1972 gegründeten Naturparks Schönbuch. Unsere Wanderung startete am Grillparkplatz Braunacker zwischen Waldenbuch und Dettenhausen. Von der in der Nähe liegenden keltische Viereckschanze war leider nicht mehr viel zu sehen. Mehr zu sehen gab es dann beim Riesenmammutbaum, mit etwa 50 m höchster Baum im Schönbuch. Neben den heimischen Baumarten wachsen am Betzenberg aus Nordamerika importierte Riesenmammutbäume . Nachdem diese Baumart erst 1850 von den Europäern entdeckt worden war, ließ König Wilhelm I. Samen nach Europa bringen und in der Wilhelma aussäen. Im kalten Winter 1879/80 erfroren allerdings die meisten dieser Bäume, die wenigen verbliebenen wurden unter anderem am Betzenberg verteilt.
Weiter ging es zu den "wilden Steinbrüchen", wo der "kleine Mann" seine Steine geholt hat. Diese unter Moos versteckten Steine sind nur mit Hilfe von Experten wie Norbert Held ausfindig zu machen.
Durch den sauren Regen hat das Ulmer Münster, mit deren Bau 1377 begonnen wurde, über Jahrhunderte hinweg "schwere Schäden" erlitten. Für Renovierungsarbeiten, die über Jahrzehnte gehen werden, benötige die Ulmer Münsterbauhütte immer wieder passenden Sandstein und wenn möglich aus der gleichen Region wie beim Bau des Münsters. Auch aus optischen Gründen soll das selbe Material wie am Bauwerk verwendet werden um ein möglichst einheitliches Bild zu erreichen. Steine unterscheiden sich auch darin, wie sie Wasser aufnehmen, wie sie verwittern bzw. wie es sich mit der Materialausdehnung verhält. So ergeben sich viele Voraussetzungen für den idealen Sandstein. Hier am Betzenberg fand man den Stubensandstein in ausreichender Qualität. Seinen Namen hat der Stubensandstein von seiner Verwendung in früheren schwäbischen Haushalten. Der an oberen Gesteinsschichten gelockerte Sand wurde in Wohnstuben verstreut und dann ausgefegt. Mehrere Jahre hat die Münsterbauhütte nach solchen Gesteinsschichten suchen lassen. Das das nicht einfach war sahen wir an einem wieder stillgelegten und zum Teil auch rekultivierten Steinbruch. Das Gestein war zu stark zerlegt d.h. Risse gingen durch die Gesteinsschichten.
Nun erreichten wir den aktuellen Stubensandsteinbruch in dem seit ca. zwei Jahren der optimal beschaffene Stein für die nächsten Jahre gebrochen wird. Was sagen Naturschützer dazu? Die Behörde hat unter anderem wegen der Fledermausvorkommen in dem Naturschutzgebiet Vorgaben gemacht. Somit darf der Abbau nur zwischen September und Februar stattfinden, pro Jahr dürfen nicht mehr als 1000 Kubikmeter Rohblockmaterial gewonnen werden.
Weiter kamen wir in die Region, die 1999 vom Orkan Lothar stark durch den sogenannten Windwurf beeinträchtigt wurde . Der anschließende Borkenkäferbefall verschärfte die Situation noch. Eine Spendenaktion der Firma Ritter aus Waldenbuch schuf in einer Art Aufforstung den "Wald im Quadrat".
In diesem Zusammenhang erklärte uns Norbert Held die Baumartverteilung dieser Region sowie den Baum des Jahres 2017 - die Fichte. Wohl keiner der seit 1989 im Jahresturnus proklamierten Bäume des Jahres dürfte so kontrovers diskutiert worden sein wie die Fichte. Für viele Naturschützende ein Graus und Inbegriff der Monokultur. Für viele Forstleute die ökonomische Stütze des Waldes in Mitteleuropa. Die "Wahrheit" liegt sicher irgendwo dazwischen. Bei einer kritischen Betrachtung stellt sich schnell heraus, dass die Fichte im Zeitalter des Klimawandels eine Baumart ist, die auf Grundlage ihrer bisherigen Bedeutung durchaus als sehr gefährdet eingeschätzt werden kann. Daher ist die Wahl der Fichte zum Baum des Jahres 2017 zu begrüßen.
Nach ca. drei Stunden erreichten wir wieder unseren Ausgangspunkt. Norbert Held gilt unser Dank für die hoch interessante Exkursion.
An dieser Stelle gilt auch der Dank an unsere eigenen Wanderführer, die uns in den vergangenen Zeiten mit ihren Wissen in viele interessante Regionen des Schönbuches geführt haben.
Dietrich Heller